Freilernend

Gummiboot-Plausch

Viele SeglerInnen kennen ja das eher leidige Problem des Beiboots. Ein Annex ist unumgänglich, will mensch auch mal vor Anker liegen und den Anschluss zur Restwelt nicht vollends aufgeben. Doch das „Ding“, das Dinghi braucht nicht nur Platz, sondern auch Übung im Einsatz und Investment im Unterhalt. Mal ganz abgesehen von Aufwand der Typen-Wahl: Festrumpf-, Falt-, Schlauchboot und den damit verbunden Konsequenzen.

Auch unser Käpten beschäftigt sich schon jahrelang mit der Frage nach dem optimal passenden Beiboot. Er hat nicht nur schon etliche gecheckt, sondern auch schon einige selber gebaut (zu gross oder zu schwer …), bisher mit viel Erfahrungsgewinn, aber noch keiner tragbaren und befriedigenden Lösung. Momentan ist Schlauchboot aktuell, obschon der Bauer im Prinzip gar nicht von den Gummiteilen angetan ist. Aber der segelbar aufgerüstete Klassiker aus der englischen Marine – ein Geschenk eines argentinischen Freundes – hat durchaus seine Vorzüge und wurde als Geschenk – nach intensiver Revision – gleich weitergereicht an die nächste Generation mit dem zugegebenermassen etwas hölzig konstruierten Namen „SaLoLoSa“ und der Auflage, dass an ungeraden Tagen Sa-mona die Kapitänin ist und an geraden Lo-rhan Kapitän, ganz so, wie auch der Abwasch- und Tischdienst eingerichtet ist.

Allein auf unserm Quai liegen einige Schlauchboote schon leicht gammelig herum und warten geduldig auf Zuwendung. Ob sie jemals wieder an Bord geholt werden und gar zum praktischen Einsatz gelangen, ist längst nicht mehr bei allen gewiss. Wenn’s drauf und dran kommt, kaufen solvente resp. liquide Bootsbesitzer meist lieber – sicherheitshalber – ein neues.

Doch was passiert mit dem ausrangierten? Es ist nicht hinüber, bloss vernachlässigt und muss vielleicht lediglich wiedermal gepumpt und geputzt werden oder braucht ne neue Leinen, etwas Kleber und einen kleinen Flick auf einem kleinen Loch. Ein ebensolches Modell hat uns einer unserer Nachbarn überlassen, sogar mit einem festen Boden (muy bien). Der Käpten macht sich mit den Kindern ans Werk und im Nu sind die beiden kleinen Schiffchen einsatzbereit.

Die Ungestümen wollen ihre Boote natürlich gleich austesten und stechen unverfroren in See. Weg ist auch das Kapitänsgerangel, beide sind jetzt gleichzeitig RudererIn, NaviatorIn und Smutje in Personalunion auf ihre eigenen Kahn. Das Hafenwasser hat schon fast 20 ° C erreicht und erwärmt sich täglich mehr. Ganz zur Freude von Lorhan, der gerne einen Schwumm macht und dazu direkt vom Kat springt. Samona bevorzugt die Picina, die offiziell noch auf die Saisonfreigabe wartet. Es werden in Wettrennen Rudertechniken verfeinert, Anlegemanöver geübt und mitunter einfach an der Boje festgemacht, um Wasser aus- oder einzuschöpfen. Wozu wohl? Aha, der Badewannentraum lässt sich vorübergehend auch so erfüllen. 😉

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Wege zum Wasser erkunden

Wasser begleitet uns als Themen nicht nur, wenn wir auf unserer Sundance leben, unserem Kat, der umgeben ist von Wasser, oder wenn wir die Wassertank auffüllen, die Abwassertanks leeren, Trinkwasser in Petlaschen bunken, Salzwasser filtern, das Deck schruppen, die undichte Stelle am Fenster suchen bei starkem Regen, die Bilgenpumpe anstellen, das Teewasser auf dem Petrolherd erwärmen etc.

Auch bei Landgang in der Süsswasserzone bleiben wir mit dem Nautischen und Aquatischen im Bezug. Sei es, dass wir mit dem Käpten zu verschenkende Segelboote auf Binnenseen oder in alten Scheunen besichtigen gehen oder am Abend unbelichteten Uferwege abschreiten, um Ausschau zu halten nach bisher nicht beachteten Bojenfeldern oder gar Inseln. Dann können wir auch immer wieder wilde Überquerungen mit selbstgebastelten Ruderbooten oder die Einsätze der neusten Hydrofoil-Mini-Trimerane auf Youtube kucken, der Bauer beliefert uns da frei Haus mit frischem Material. Das Reden über mögliche künftige Reiseziele hilft weiter, den Kontakt zu behalten. Derweil der Käpten das grosse Wasser im Blick hat, zieht es die Schreiberin mehr zu den lokalen Rinnsalen hin, sie sucht Trost im Überschaubaren und lernt wieder zu Staunen, freut sich ob kleinen Entdeckungen.

Zusammen mit den Kindern geht sie dann auf Expedition vor Ort und erkundet ganz einfach den nächstgelegen Wasserlauf mit dem sinnigen Namen Aabach, klar: ah, ein Bach! 🙂 , in dem sie als Kind gespielt hat. Jetzt ist sowohl der Agitationsradius sowie die Wahrnehmung eine andere. Wir laufen gegen die Strömung der Quelle entgegen und finden heraus, dass der Bach irgendwo unterirdisch gefasst wird. Google-Earth und lokales Kartenmaterial geben da nur ungenügend Auskunft. Eine Befragung der Bauern im Quellgebiet steht noch aus. Bachab ist auch spannend, neu Wäldchen und Landstriche erschliessen sich. Wir finden einen künstlichen Weiher, der offenbar mal in der Frühindustrialisierung angelegt wurde. Auch die alte Stauanlage ist als Ruinen noch anzutreffen, moosüberwachsen und vergessen. Wer hätte das erwartet, ein verrostes Auto im Tobel, welch abenteuerlicher Fund! Alte Fotos zeigen ein riesiges Fabrikgebäude, das heute nur noch Schutt und Asche ist. Wer da wohl mal gearbeitet hat und wie sich das damals gelebt hat? Wir begegnen grossen, alten Baumriesen die gewiss dabei waren und auch vielen hölzernen Wasser- und Sturmopfern, die umgeknickt oder umgekippt darnieder liegen. Unter Brücken durch, vorbei an einer alten Säge, weiter hin zu einem grösseren Weiher, der weniger idyllisch direkt unter einer Autobahn liegt. Noch sind einige Etappen vor uns bis wir im Mündungsgebiet ankommen.

Die Sensibilisierung für die lokalen, kleinräumigen Zusammenhänge ist jedenfalls in vollem Gange. Es kommt mir vor wie Wurzeln bilden. Fein und zaghaft spüren die filigranen Wurzelhaare das Gelände ab, wachsen aus sich heraus in die Welt hinein, befühlen den Boden, finden Steine des Anstosses, aber auch viele hilfreiche Nährstoffe, Entwicklungsfreiräume und labendes Wasser.

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Kopflose Hähne

Im Frühjahr haben wir sie schlüpfen gesehen, die kleinen herzigen Küken, die im Brutkasten auf einem Biohof einer befreundeten Familie im Jura das Licht der Welt erblickten. Die Kinder waren voll Neugier und Begeisterung dabei und haben ihnen Namen gegeben… Aurora, Fortuna und so. Mehrmals täglich wurden sie besucht und gestreichelt. Nicht alle haben die erste Zeit überlebt. Die Kräftigeren haben es dann bis in den Hühnerhof geschafft.

Monate später, akkurat zum „richtigen“ Zeitpunkt führt uns das Leben wieder zu ihnen. Sie sind gross geworden, gackernd und scharrend gedeihen sie im Hinterhof, nicht ahnend, dass für einige bereits die Stunden gezählt sind. Hühner legen Eier und das gibt ihnen vorerst ne Schonfirst und nen Freibrief fürs Winterfutter. Zu viele Hähne allerdings verderben den Frieden, belasten das Budget und müssen deshalb noch im relativ zarten Alter das irdische Dasein wieder verlassen, um geniessbar im Kochtopf zu landen.

Nun gut, eine Super-Lektion im Umgang mit sogenannten Nutztieren. Alle essen wir gerne Poulet-Fleisch und wer mag dem Federvieh den Kopf abschlagen? Traditionellerweise muss der Bauer hinhalten und sein Karma abtragen resp. chargen. Diesmal wird die neue Hackab-Methode mit der Astschere ausprobiert, die sich als sehr tauglich erweist. (In Rücksichtnahme auf sensiblere Gemüter wird auf eine weite Detaillierung hier verzichtet.) Blutige Hände gibt’s dennoch und vereinzelt ein kopfloser Flatter-Tanz, bis der letzte Muskel ausgezuckt hat. Nichts wie ab in den Brühtopf, damit die Federn leichter zu rupfen sind. Die Kinder staunen, wie einfach die Kiele aus der heissen Haut rauskommen. Ein rundum sinnliche Erfahrung. Erst muss zwar vor allem bei den Jungs der Widerstand gegen den strengen Geruch überwunden werden. Die Mädchen sind durch ihre Herz- und Lungen-“Operation“ an einem geschlachteten Lamm vom Vortag her schon etwas akklimatisiert und lassen sich schneller auf die Entdeckungsreise ein. Die Schreiberin darf dann den Bauch aufschlitzen und die warmen Innereien rauspopeln, was in der konkreten Ausführung weit interessanter war als es vielleicht jetzt in der Beschreibung rüberkommt. Es gibt nämlich durchaus viel zum Staunen, begreifen, lernen und erfahren. Wie lässt sich die taktile Qualität einer Leber oder der Geruch des Gedärmes oder die Farbe der Galle oder die stählerne Härte des Magens oder die Form des Herzens, die Elastizität der Bindehäute, die Schwammigkeit der Lunge etc. sprachlich fassen? Und wie erst das Gefühl bei berühren des erkaltenden Körpers der nach und nach erstarrt?

Gut es gibt Fotos oder Bilder, Filme und Literaten, die das vielleicht besser hinkriegen als ich, mit mehr Geduld und poetischer Einfühlung. Jedenfalls ist es für mich enorm wichtig unseren Kindern Zugang zu derartigen Situationen zu verschaffen. Einmal selber in der Hand gehabt, gerochen, betrachtet und umgedreht, reingebissen und runterklatschen gehört ist so viel wert. Wie mag ich mich gut an meine eigene Kinderzeit erinnern. In einem Paket wurden uns die Eintagskücken zugestellt. Dann kamen sie sofort unter die Wärmelampe. Ich seh heute noch den zarten Schimmer des roten Lichts der sich mit dem flaschigen Gelb der Federbällchen magisch mengte und ganz eigene Farbtöne hervorbracht. Das aufgeregte Gezappel der kleinen Wesen, den Geruch des Futter, die reptilienartige Haut an den Krallen, die undefinierbare Konsistenz ihrer Kacke… Wouh, ein echte Erinnerungslawine wird da losgetreten!!

…zurück zum frisch gerupften toten Hahn …nicht zum Selbstzweck oder zum reinen Erkenntnisgewinn wird seziert, nein, wir wollen ja Hühnersuppe kochen, mit Gemüse aus dem Hofgarten… Kabis, Karotten, Zwiebeln, Lauch… eine weitere sinnliche Offenbarung für alle bereits Eingeweihten. Recall your own memory!!

PS: Ich wünsche alle Lesenden und all deren Kinder solch sinnreiches Erleben

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Jing Jing wird zu Hmm Mampf Sushis

 

Der Faszination für Japan lässt sich im allgemeinen Trend am einfachsten kulinarisch frönen. Schiebetüren, Tatami-Matten, Bonsais und Steingärten sind nicht eben tauglich für unseren Kat und auch mit den Tuschzeichnungen werden wir im feuchten Umfeld nicht weit kommen. So bieten sich als Annäherung fürs Erste mal die Sushis und Co an, die wir alle gerne mögen.

Wie es sich im Leben mitunter so genial fügt, finden wir in einer alten Schiffsbibliothek ein Buch über Sushis, französisch und mit vielen einladenden Bildern. Beim Discounter gibt’s günstige Einsteigerkits, wir greifen zu. Bei einem einem gemeinsamen Picknick mit befreundeten Familien kommen wir beiläufig auf Bendos zu sprechen, japanische Verpflegungsboxen der besten Güteklasse. Längst ist die lackierte Holzkiste mit Fächerunterteilung durch Tuperware überholt (mindestens hier im Westen), gut verschliessbar versteht sich, damit der Reis nicht raus rieselt, wenn’s unterwegs mal drunter und drüber geht. Das Konzept gefällt mir, habe ich doch mittlerweile schon fast so was wie Krümelphobie entwickelt. Überall sind sie ja zu finden, diese abgesprungen, weggebrochen, runtergefallenen, fortgeworfenen, weggepurzelten, entflohenen Überreste von Etwas, Splittergruppenrepäsentanten, Ausreisser…ob das wohl was mit meinem Schatten zu tun hat? Gewiss!

 

Ich will jetzt da vor dem tiefenspychologischen Abstieg lieber aufs Bambusbrett rüberschwenken, das in der Küche bereit liegt, um darauf die ersten Algen-Reis-Rollen zu drehen. Samona ist mit von der Partie bei unserem selbstarrangierten Kochkurs mit unserer erfahrenen Sushi-Köchin. Reiskochen, Reis-Essig dran, ausluften lassen, platt drücken, belegen, rollen und drücken. Sehr simpel und doch mit dieser Stäbchenmatte auch wohl elaboriert. Ich mag diese gepflegte Art. Die Tochter wetzt das grosse Messer und säbelt ihr erstes selbstgedrehtes Sushi mit Thonfüllung von der Rolle, sie füllt den Teller und macht sich gleich ran an die Deko. Die mitgebrachte Rübe anerbietet sich zur Auslebung ihrer Schnitzkünste. Es entstehen Sterne, Möndchen und Herzen, die den etwas bleich wirkenden Schnitten eine willkommene optische Auffischung verleihen.

Anschliessend gibt’s noch ’nen willkommenen Abstecher für die Schreiberin zum nächstgelegenen Chinaladen mit asiatischen Lebensmitteln namens Jing Jing. Hier findet sich reichlich Material und teilweise kulinarisches Neuland, Soja-Sauce in grossen Kanistern, getrochnete Pilze im Kilopaket, endlich Lichies aus Dosen und jede Menge Reisnudeln. Der heissbegehrten eingelegte Ingwer ist ausverkauft, nicht so die vielen Varianten von süssen Kugeln aus gestampftem Reis namens Mochi. Ein langsames Vortasten in einen noch zu entdeckenden Geschmacks- und Kulturraum mit viel Vorfreude.

 

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Ein bisschen Spätherbstglück

Ich geb’s zu, ich vermisse die Laubbäume. In der trockenen Küstenzone, wo die mediterane Vegetation tolle Sukkulenten hervorgebracht hat mit farbigen Blüten und bezaubernden Blätterarrangements, die immergrün ganzjährige Präsenz zeigen, hier wo die Bäumchen nur in begossenen Plantagen grün bleiben und das colline, steinige Hinterland spärlich mit Pinien bewachsen ist, die Flussläufe längst keine Wasser mehr führen, hier gibt’s kein Laub.

Da zeigt mit jemand Bilder von Südengland, das er aus beruflichen Gründen kürzlich bereist hat und mir kommen fast die Tränen. Genau, Inbegriff für Herbst und Reife, Fülle und Ernte war und ist eine Landschaft voller Farben, gelb, rot, orange, braun und ein stahlblauer Himmel mit sattgrünen Wiesen dazu. Wie konnte ich das nur vergessen?

Weniger Temperaturschwankungen, weniger Niederschlag, höhere Durchschnittstemperaturen, stabilere Wetterlagen, all das hat seinen Preis. Die saisonalen Schwankungen fallen weniger ins Gewicht und sind somit auch nicht so deutlich wahrnehmbar.

Mehr per Zufall finden wir im Hinterland einen verwilderten Flusslauf mit meterhohen Schilfrohren und besäumt von gelb belaubten Papeln und Platanen. Die Kinder jubeln und wuseln aufgeregt durch das raschelnde Laub, scharren Haufen zusammen, veranstalten Blätterschlachten und lassen Goldregen über sich ausschütten, fangen einzelne fallende Blätter und suchen die gefälligstisten Musterungen heraus. Im Flussbett schlängeln sie sich bis zum Wasser durch, in einer tieferen Mulde ist noch was hängen geblieben.Stundenlang bauen sie Flosse und Katamarane, schwimmende Insel und Brücken.

Da nutze ich die Zeit bergan zu geben und mich in den stillgelegten Korkeichenwäldern zu verlieren. Die Bäume, einst rege beschnitten wie man an den geschälten Stämmen noch gut erkennen kann, sind mittlerweilen wieder sich selber überlassen. Die einstige Kulturlandschaft durchzogen mit Steinmäuerchen und einem weitreichenden Wegnetz wird von der Natur wieder zurückgewonnen. Moose und Flechten legen sich über den steinigen Boden und an die knorrigen Stämme, efeuartiges Gewächs klimmt zu den Baumkronen hoch. Wie leicht diese Rindenstücke sind und wie dick. Häufigste Begegnung mit diesem eigenartigen Material sind wohl die Falschenzapfen, Korken. Wie hatten denn die Römer ihre Amphoren verzapft? Wein hatten sie doch darin gelagert, oder? Wer kam denn überhaupt aufs Weinkeltern? Ich kann auch nicht erklären, wieso Holz braun ist und musste zugegebenerweise ungern eine diesbezügliche Frage unseres Sohnes offen stehen lassen. Wie wenig frau über so Alltägliches weiss. Kork ist jedenfalls ein interessanter Rohstoff, weich, warm, elastisch, hautfarben, wasserabweisend… Wir haben im Schiff Kork-Böden eingebaut und im Cockpit die Sitzflächen mit korkgranulierter Isolationsfarbe beschichtet. Grund genug, mal noch was mehr über Kork in Erfahrung zu bringen.

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Der Schrumpfkopf von Onda

Die Gelegenheit ist günstig, was anerbietet sich besser als an einem regnerischen Tag endlich mal das Naturhistorische Museum in Onda zu besuchen, am Rande der kleinen Stadt, die sonst vor allem durch ihre Keramikwaren gross geworden ist.

Das Museum erweist sich als eine Sammlung von ausgestopften resp. aufgespiessten Tieren aller Art und birgt auch einige unerwartete Kuriositäten in seinem Innern. Die Präsentation entspricht nicht dem jüngsten Trend von didaktisch interaktiv aufgebauten Erlebniszonen mit multimedialer Stimulierung. Zwar gibt es einzelne Versuche, die strenge Ordnung der geschlossenen Glasvitrinen durch etwas aufzulockern, aber insgesamt ist die hermetische Abschliessung fast perfekt und erschwert indirekt die Zugänglichkeit des Ausgestellten. Aber gerade diese etwas überholte Form hat auch seine unverkennbaren Vorzüge. Die atmosphärisch gestalteten Schaukästen gruppieren verwandte Lebewesen nach Lebensräumen. Die Tiere sind zum Teil in etwas eigenartigen Haltungen drapiert und mitunter von verblüffender Echtheit. Staunend standen wir vor jenem weissen Pferd, dessen Nüstern sich jeden Augenblick zu blähen drohten. Die Phantasie wird jedenfalls prächtig angeregt durch das eigenartige Sammelsurium.

Angeblich sollen alle Tiere bis auf den Hai und das Rhinozenros echte sein. Einblicke in die Konservierungsverfahren gibt es nicht, nur Regale voller Fische in Einmachgläsern und einen kurzen Video über gebärende Seepferdmännchen. Da findet sich in mitten drin auch ein wahrhaftiger Schrumpfkopf, der klar zum unvorstellbaren und schwer zu verkraftenden Hinkucker wird. Angeblich soll ihn seinerzeit ein Missionar mitgebracht haben. Das menschliche Skelett im dritten Stock ist auch eine Replika, aus Pietätsgründen haben die Kuratoren anno dazumals in der Prä-Von-Hagen Periode auf ein Orginal verzichtet. In der museumseigenen Bibliothek gibt es zwar nicht so viele Bücher zu sehen, dafür umsomehr Radios aus allen Entwicklungsstufe,eine Privatsammlung.

Wer sich Zeit nimmt, kann eintauchen in eine wundersame Welt von Geschichten, denn jedes dieser einzelnen Exponate war einst gefüllt mit Leben und hat einen Weg hinter sich und ein Geheimnis in sich. Wir treffen auf Gürtel- und Schuppentiere, deren Existenz, ganz neue Dimensionen öffnen. Schuppen aus Horn, angeordnet wie bei Fischen, ein sich bewegender Tannzapfen mit einer meterlangen Zuge, nachtaktiv und in seiner Kringelform unbezwingbar selbst für Löwen, fast unglaublich. Diese Details erfahren wir aber nicht im Museum selbst, sondern erst bei späteren Internetrecherchen.

Mich persönlich hat die Abteilung der vielen Schmetterlinge, Falter und Käfer am allermeisten beeindruckt oder vielleicht viel eher fasziniert. Wahre innere Begeisterungsstürme brachen in mir auf, ob dem Schimmern, Schillern und dem Variantenreichtum, der echt seinesgleichen sucht, präzis gezeichnete, genial konstruierte Miniaturen, fantastisch gestaltete Wunderwesen mit einem ebenso erstaunlichen transformativen Werdegang, META-MORPHOSE.

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Pura vida und einen tollen Vollmond

Wir suchen den Alltag an Bord noch, ich mindestens, denn mit dem Umzug vom Tockendock auf den Liegeplatz ins Wasser ist doch einiges in Bewegung gekommen. Als allererstes natürlich das Schiff, sie resp. er schaukelt jetzt springbeleint und durch die Ostdühnung, die kreuz und quer durchs Hafenbecken echot, ziemlich nervzehrend umher. Der Käpten gibt sein Bestes, die Situation so annehmbar wie möglich zu gestalten, er ist der erste, der unter dem Geknarre und Gereisse an den Strippen leidet, aber auch der Befähigste daran etwas zu tunen. Wir bestellen div. Ruckdämpfer und hoffen auf eine rasche Lieferung! Schlaf wird Mangelware bei angesagten Springfluten in einer Vollmondnacht und einem Schiff (noch) ohne Vollkasko-Versicherung.

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Der Perspektivenwechsel tut uns allen gut. Marinisierung ist angesagt, alle sind gefordert. Wie komm ich vom schwankenden Kat wieder an Land und umgekehrt, wie federt mensch einen Sprung aufs Heckdeck ab, ohne dass die auf der schwimmenden Insel gleich an einen Kontainerzusammenstoss denken. An welchen Stellen halt ich mich beim Gang durchs Innere. Wie schaffe ich es, gelassen zu bleiben, nicht in den Widerstand zu gehen, nicht in die Eskalation, sondern in die Annahme. Derweil die Küche schon ordentlich funktioniert und das Bordklo mit elektrischer Pumpe und Fäkalientank erfolgreich seinen Betrieb aufgenommen hat, zur Freude aller, müssen noch für allerhand für Alltagsgegenstände Verortungen gefunden werden… Jacken, Taschen, Schuhe, Wäschesack und dergleichen. Das Bordwerkzeug hat immerhin einen tollen Platz in Aussicht. Improvisation ist fast das ganze Leben, unseres wenigstens.

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Claudia fährt mit den Kindern zu einem Treffen mit andern FreilernerInnen, derweil der Käpten die Motoren richtig einstellt und undichte Schläuche ersetzt. In letzter Minute konnte an dem regnerischen Tag einen Unterschlupf im Trockenen gefunden werden in einem veganen Strandrestaurant mit Saisonferien. Ideal für unsere Perkussions-Session. Alle bringen ihre Instrumente mit und zusammen wird gejamed. Nicht alle spüren den gleichen Rhythmus, aber das Experimentieren bereitet Gross und Klein Freude.

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Die Schreiberin geniesst neben dem Getrommel und Gerassel den Ort auf ihre Art. Eine aus Recycling-Holz zusammengezimmerte Bude mit einigen Nebengebäuden, eine kleine Bibliothek voll indischer Weisheitsbücher, eine Outdoor-Yoga-Plattform, eine einfache Küche mit handgetöpfertem Geschirr. Viel Umschwung mit Aussensitzplätzen und einem Pizzaofen nebst Mojito-Bar. Was besonders positiv ins Auge sticht, sind etwa 15 grosse Holzkisten gefüllt mit Bausäcken voller Erde. Darin gedeiht allerhand Gewächs: Tomaten, Peperoni, Gurken, Kürbisse, Rüben, Rosmarin, Minze und vieles mehr. Die Saison ist vorbei, ja, das ist spürbar. Der Wildwuchs nimmt Überhand, was auch seinen Reiz hat.

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Obschon nicht all zu weit von unserem Dorf entfernt, so ist doch in Alcossebre eine andere Atmosphäre wahrzunehmen. Weniger Spekulantenwahn, mehr einheitliche Bauten, weniger Deformation durch Massentourismus. In der menschenleeren Bar vom grossen Campingplatz direkt am Meer lässt sich gelassen ein Kaffee trinken. Die Kinder finden Vergnügung auf dem attraktiven Spielplatz, der sogar über eine Boccia-Bahn verfügt. Zum Glück haben unsere gut ausgerüsteten BegleiterInnen ein Kugelset im Kofferraum. Die Nacht bricht früh herein, schon kurz nach 18 Uhr ist zappen duster. Wir werden ZeugInnen eines prächtigen Vollmond-Aufgangs und sehen staunend am Strand bis sich das Wasser glänzend färbt vom hellen Schein.

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Zu Besuch auf Mas del Madalena

Wir fahren zu dritt nach Mas del Madalena zu einen Treffen mit FreilernerInnen. Der Käpten bleibt mit heisser Stirn zuboote, bringt eine aufgefrischte Ankerwinch zu einem schottischen Segler, geht auswärts essen mit diesem, obschon kaum ein offenes Restaurant zu finden war, wohl aus „Feiertagsgründen“, niemand weiss das hier so genau. Er schreinert die Kasten-Tablare fertig und klebt mit etwas genug Epoxi die feine Verzierung in der hinteren Koje umgekehrt und leicht dezentriert an, nicht eben zur Entzückung der in solchen Dingen sehr pingeligen Bordfrau. Na ja halt… Schwamm drüber… das eine sind die Wünsche, das andere deren Erfüllung.

Im Hinterland ist es schön, vor allem auch kurvenreich und es geht ordentlich bergan. Wir fahren nach Lucerna del Cid, einem Ort, der seine Blüte vor hundert Jahren hatte und doch noch stolz auf seinem Felsen steht. Der Name erinnert mich als latente Heimwehschweizerin ein bisschen an Luzern, obschon die geographischen Merkmale komplett anders sind, trocken und hoch oben trohnt das Dorf über einem Flussbeet, durch das sich ein eher beschiedenes Bächlein schlängelt. Die Steilhänge sind terrassiert und nur noch sehr punktuell auch kultiviert. Vieles ist verdorrt, viele sind abgewandert. Dem Friedhof nach wähnt mensch sich mehr in einer Halbwüste, wo bloss symbolische kleine Haufen aus staubiger Erde über den zu vermutenden Grabstellen gebildet wurden, was ziemlich eigenartig anmutet. 

Kurz nach der Passhöhe zweigt ein kleines Strässchen links ab, hinauf zum Reich namens Mas del Madalena. Ein Heim für Tiere mit schwerer Vergangenheit, ein Hotel für Gäste, die Ruhe und Ländlichkeit suchen, ein Ort für WWOOFerInnen, Pferdeliebhaberinnen, Raum für Familien, die mit Gemeinschaftsinn, Engagement, Idealismus und Lebensfreude hier leben. Treffpunkt, Kurszentrum, Wellnessoase…allerhand ist hier zu finden. Madronos (Früchte von einem westlichen Erdbeerbaum) konnten wir hier erstmals mit Genuss aus erster Hand verzehren. Auch fantastische alte Eichen in der Nähe der alten Wasserstelle, wo sich früher Frauen unter dem mächtigen Schirm zum Gebären zurückzogen. Acht Hunde und ein toller Dackelverschnitt, zig Enten und Hühner, Ziegen, Schafe, Pferde, eine Eselin sowie auch Alex, der Pfau erholen sich hier von ihrer mehr oder weniger stressgeplagten Vergangenheit. Eindrücklich mitzuerleben, wie die Menschen hier mit ihrer Umgebung umgehen, achtsam, würdevoll, geduldig, gewährend, in gewisser Weise vorbildlich.

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Warten auf den grossen Fisch

Der lokale Fischerclub will den jungen Nachwuchs ansprechen und lädt drum ein für eine Schnuppertour. Die rund 50 Kinder inklusiv begleitende Elternschaft kriegen aus der Ferne via schlecht getuntem Mikrofon erklärt, wie eine Angelrute startklar gemacht wird, mit und ohne Teleskop-Option. Auf lange theoretische Ausführungen wird zugunsten von unmittelbarer Praxiserfahrung verzichtet und ran geht’s an den Peer und an die Stecken. Im leicht trüben Wasser des Hafenbeckens schwadern ein paar kleine Fischchen. Ob die sich so einfach ködern lassen? Eine Fischerrute ist eine Waffe und es geht ums Töten, das wird spätestens klar, wenn der noch muntere Wurm aus der Frischhalteschachtel gekrümelt wird und an den Hacken gesteckt werden soll. Könner pressen da ohne mit der Wimper zu zucken einen dünnen Draht durch die kleine Mundöffnung des sich windenden Wurms. Mir wird schon etwas anders beim Zukucken, So ein Hacken in einem Fischmaul, na ja, auch Auwa. Wir probieren’s mal und kriegen blutende Finger, setzen uns an den Steg und hängen das ganze mal ins Wasser. Richtig thrillig ist das noch nicht, vor allem weil bei unserer schlecht gewarteten Rute gleich zu Beginn die Sicherung abbricht und wenig später bei der anderen ganz grässlich das Fischergarn verhäddert. Auch Fischen will gelernt sein und vor allem die Geduld ist zu entwickeln. Danke für den Einstieg und die neuen grünen T-Shirts. Bis auf weiteres werd ich mich mal eher aufs Fischefüttern mit altem Brot spezialisieren und mich mit der veganen Küche beschäftigen. 🙂

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Öllachen sind unbeliebt  

Seit einiger Zeit hinterlässt das treue motorisierte Zweirad ganz unangenehme Ölspuren, von einzelnen Tropfen bis hin zu handtellergrossen Lachen, die nicht mehr zum Lachen sind, vor allem wenn man deswegen noch beim Mittagessen gestört wird. Gehört ihnen das Motorrad da vor der Eingangstür? Ja, wieso? Es hinterlässt auf dem gekachelten Vestibül untolerierbare Markierungen. Da greift selbst der Käpten  zum Putzkübel und fegt die Schmiere höchst persönlich weg, Ehrensache – versteht sich.

Aber abgesehen von allen ästhetischen und sicherheitstechnischen Problemen, die vor allem Dritte empfinden,  kommt natürlich auch das Rad zunehmend selbst in Schwierigkeiten und bevor das echt zum Ernstfall ausartet, greift der erfahrene Töffi zum Schlüssel und nimmt das Teil mal ordentlich auseinander. Auch der Sohnemann darf schon mal was abschrauben, kann nicht schaden, wenn der früh genug mitkriegt, wie das geht und wo dabei der Hase im Pfeffer liegt resp. die Muttern am (un)wiederauffindbarsten platziert werden.

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